Wenn von non-binären Menschen die Rede ist, lese und höre ich oft die Formulierung «zwischen den Geschlechtern». Männer und Frauen und alle dazwischen. Oder auch beliebt ist die Formulierung «identifiziert sich weder als Mann noch als Frau». Gut gemeint, aber eben irgendwie doch daneben. Es mag sein, dass sich non-binäre Menschen selbst als «dazwischen» verordnen, das ist absolut zu respektieren.
Das komplexe Thema Geschlecht
Geschlechtsidentität wird häufig als Spektrum
dargestellt mit den zwei Polen Mann und Frau. Dieses
Verständnis hat durchaus seine Berechtigung. Nur bei
mir löst diese Formulierung ein Unbehagen aus,
insbesondere wenn sie lapidar verwendet wird, um das
komplexe Thema Geschlecht auf vermeintlich drei
Kategorien runterzubrechen, demzufolge es nur
Männer, Frauen und alle anderen gibt, die die eben
irgendwo dazwischen sind. Ich bin als non-binäre
Person nicht dazwischen, viel eher suche ich meine
eigene Definition von Geschlecht. Ich beziehe mich
dabei in meinem Geschlechtsausdruck auf ‘Weibliches’
und ‘Männliches’ weil ich kulturell so geprägt bin.
Mein Ziel ist es aber nicht, einmal so und einmal so
zu sein in meinem Geschlechtsausdruck, sondern viel
eher einfach grad das auszudrücken, was ich möchte.
Nicht ganz einfach in einer durch und durch
zweigeschlechtlichen Welt. Und leider hängt das auch
nicht nur von mir alleine ab, je nach Setting muss
ich mir gut überlegen, wie sichtbar ich sein kann
und möchte.
Die meisten Referenzen, ob
medial oder kulturell sind binärgeschlechtlich und
zusätzlich heteronormativ. Auch die Kategorien Mann
und Frau werden ziemlich einseitig dargestellt, so
dass sie gängige, je nach Kulturkontext abhängige,
Geschlechterstereotype bedienen. Feminist*innen
wehren sich zurecht gegen diese. Selbstverständlich
wissen wir, dass dem Mannsein oder eben Frausein
keine Grenzen gesetzt sind und so ist das auch bei
der Non-Binarität, die ist nicht an ein bestimmtes
Aussehen, an Hobbies, an Kleidung oder andere Dinge
geknüpft ist, sondern vielfältig. Das Dazwischen
impliziert, non-binäre Menschen seien eventuell
androgyn in ihrem Ausdruck, auch das muss überhaupt
nicht sein.
Non-Binarität verschafft
Raum und dieser Identität einen Namen, ein Label
wenn man so will. Labels sind wichtig, weil sie
Dinge fassbar machen, erklärbarer, auch wenn sie die
Komplexität der Realität niemals abbilden. Im
Übrigen tun das wohl auch Begriffe wie Frau und Mann
nicht. Zwei Kategorien und die Menschheit soll da
reinpassen. Eigentlich ein absurder Gedanke.